Eine heftige
Debatte ging der Entscheidung des Gemeinderates Eppelborn am Donnerstagabend
(29. September) voraus: Bürgermeisterin Birgit Müller-Closset (SPD) setzte sich
vehement für die Variante 1 und 2 ein. Diese wurden von dem
Einzelhandelsgutachten sowie noch eingeschränkter von argus-Conzept
vorgeschlagen. Sie hält diese Festlegung auf den Kernbereich des Zentrums für
ausreichend für die Entwicklung des Einzelhandels in der Zukunft in Eppelborn.
Die SPD hat
überdeutlich gemacht, dass sie bereits gegen die jetzigen Standorte von ALDI
(gegen Verbindung von Kultur und ALDI) waren, auch LIDL und Penny seien falsch
platziert worden. Jetzt wolle man keine neuen Geschäfte in Eppelborn, weil diese
Kaufkraft von den übrigen Orten abziehen würden. Auch würden Käuferströme von
anderen Orten nach Eppelborn gelenkt. Auch gäbe es in Eppelborn auch künftig keine
Parkplatzprobleme.
Die CDU und
die große Mehrheit des Ortsrates in Eppelborn ist hier ganz anderer Meinung:
Mit den Varianten 1 und 2 wird Eppelborn planerisch für die kommenden 15 – 20
Jahre stranguliert, eingeengt, von jeglicher weiterer Entwicklung im
Einzelhandel und von Dienstleistungen abgeschnitten.
Wir hatten schon bei der Beauftragung der Markt und Standort Beratungsgesellschaft mbH in Erlangen/Bayern und ihrem Geschäftsführer Norbert Lingen größte Bedenken gehabt wegen Befangenheit: Er hatte bereits das Einzelhandelsgutachten für Lebach und Saarwellingen gemacht und hat prompt in Eppelborn seine Voraussagen am „Mittelzentrum Lebach“ ausgerichtet. Er hat in seinen Empfehlungen peinlich genau darauf geachtet, dass hier im Zentrum von Eppelborn kein Euro Kaufkraft von Lebach abgezogen werden könnte. Wieso müssen wir uns in Eppelborn (Gesamtgemeinde) mit über 40 % Kaufkraft-Verwertung in der eigenen Gemeinde zufrieden geben? Warum können das nicht auch 50 – 60 % sein? Hier sieht man bereits, dass Eppelborn kleingeplant werden sollte von Beginn dieser Diskussion an – und zwar zu Lasten des Eppelborner Einzelhandels, den die SPD und Bürgermeisterin so stärken will.
In diesem Sinne
hatte der Gewerbevereinsvorsitzende Günter Schmitt doch die richtige Meinung
vertreten, wenn er in dieser Woche in der SZ verlautbarte, dass der Gewerbeverein
für eine größere und offenere Lösung eintrete, unabhängig vom Standort des
Discounters ALDI. Wenn der Einzelhandel in Eppelborn Zukunft haben will, geht
dies nur über mehr und bessere Angebote – auch und gerade in Artikel-Segmenten,
die in Eppelborns Zentrum fehlen. Nur ein breites Angebot auch und gerade im
Bereich des Fach-Einzelhandels kommt es auf die Sortimentsbreite und an.
Überlebensnotwendig
ist für diesen gegliederten Einzelhandel (z. B. Textilgeschäfte, Boutiquen, Parfümerie,
Schuhe (auch Orthopädie-Schuhmacher), Optiker, Uhrmacher und Juwelierangebote,
Foto-Geschäft, Geschenkartikel und Apotheken) ist genügend Parkplätze im Zentrum
zu haben. Auch die Beschäftigten dieser kleinen Geschäfte müssen dort parken
können, wo es für die Kunden schon etwas weit ist, wie z. B. auf dem großen
Parkplatz Am Güterbahnhof. Nur dann können die Parkplätze im Zentrum (um den
Markt- und Europaplatz aber auch am Kirchplatz) für die Kunden fei bleiben! Nur
irgendwo müssen die Beschäftigten dieser
vielen Einzelhandelsbetriebe und Dienstleistungsbetrieben (wie Frisöre, Schuhmacher oder Uhrmacher) ja
auch parken können. Diesen dafür auch vorgesehenen und dafür benutzten
Parkplatz Am Güterbahnhof will die Verwaltung und die SPD, aber auch die
Fraktion von Grünen/Pirat an den allseits bekannten Discounter verkaufen und
damit die Parkplätze für die Nicht-Kunden von ALDI entziehen.
Nun komme
ich wieder zur Beratung über den „Zentralen Versorgungsbereich“, dessen
Festlegung auf der Tagesordnung des Gemeinderates stand. Der ALDI-Standort wird
dann nur im Rahmen dieses festgelegten Versorgungsbereiches sein. Ob ALDI
diesen jetzt vorgesehenen Standort auf dem Penny-Gelände annimmt ist dessen
Entscheidung, einschließlich des Preises, den der Konzern hierfür zahlen muss.
Hinzu kommt dann noch die Vergütung des Festplatzes an die Gemeinde, den kann
die Gemeinde ja nicht verschenken. Auf die Gemeinde kommen dann noch die Kosten
für die Verlegung der Straße Am Güterbahnhof hinzu, diese wird von der Straße Am
Kloster verlängert an den Leitplanken der Bahn herbeigeführt und dann in die
Straße zur Firma Pink und Marcel angebunden. Dies wird dann notwendig, wenn ALDI
diese Fläche für ihren eigenen Parkplatz nutzen will, müssen die Kunden
ebenerdig vom Markt auf den Parkplatz fahren können.
Dagegen
steht die Variante 3, die im Ortsrat Eppelborn mit acht zu drei Stimmen beschlossen
wurde: Diese bietet im gesamten Zentrum über Europaplatz, Kirchplatz bis zum
Hotel und an der Bahnschranke bis Metzgerei Schmitt und eben hinter der Firma Bildhauerei
Pink optimale Möglichkeiten für den Einzelhandel sich zu entwickeln. Auch ist
in diesem Bereich mit erheblichen Zuschüssen zu rechnen aus
Städtebaufördermitteln.
Übrigens:
Diese Zuschüsse aus Städtebauförderung aus dem Programm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ würden auch fließen, wenn der Gemeinderat sich
für die Lösung des Ortsrates Eppelborn entschieden hätte – oder bei einer
erneuten Abstimmung entscheiden würde! Dies hat Minister des Innern Klaus
Bouillon (CDU) mir in Eppelborn zugesagt, von
seinem Abteilungsleiter Landesentwicklung und –planung mehrfach bestätigt. Dies
hat er auch der Frau Bürgermeisterin von Eppelborn telefonisch mitgeteilt, sie
schwieg sich in der Sitzung nach Befragung aus. Also auch hier werden Chancen
vertan, Eppelborns Entwicklung nicht zu zementieren sondern Entwicklungsmöglichkeiten
zu suchen mit Hilfe der Landesregierung.
Es ist im
Übrigen ein einmaliger Vorgang, dass sich sowohl die Bürgermeisterin also auch
eine Mehrheit im Gemeinderat, angeführt von der SPD-Fraktion, in einer zentralen
Gestaltungsfrage in einem Gemeindebezirk gegen die große Mehrheit der
Bevölkerung und des gewählten Ortsrates stellt. Dies müssen sich auch die
Wählerinnen und Wähler merken!
An dieser
Frage kann man erkennen, wer in Eppelborn die Interessen der Bürger vertritt,
dies gilt auch für die Geschäftsleute und Dienstleister sowie Handwerker – und auch
der Käufer in unseren Geschäften und Lokalen im zentralen Ort.
Der neue ALDI-Typ wie der auch in Eppelborn gebaut werden soll - 1200 qm groß in ansprechender äußerer Form - ganz neu konzipiert. Schade, dass so verbissen um den Standort gekämpft wird, dies wäre einvernehmlich besser möglich gewesen. Gegen den zentralen Ort zu entscheiden ist nicht versöhnlich. Ob dies in Wiesbach oder Dirmingen auch so "durchgezogen worden wäre"?
Die
Abstimmung im Gemeinderat verlief chaotisch, weil die Vorsitzende des Rates
(Bürgermeisterin) nicht in der von der Geschäftsordnung festgelegten
Reihenfolge abstimmte (über den weitest gehenden Antrag wird zuerst abgestimmt. Sie ließ dann
auf vorgefertigten Stimmzetteln geheim abstimmen 1. Variante 1 + 2, 2. Variante
3, 3. Enthaltung. Die 16 Ratsmitglieder stimmten für die beiden Varianten 1 und
2, dies ist schlicht unmöglich! Die CDU wird diese geheime Abstimmung
anfechten, auch im Eppelborner Gemeinderat gelten immer noch das KSVG und die
Geschäftsordnung!
Zum anderen
waren die Vorlagen veraltet. Die Stellungnahme der Landesplanung ist 21 Monate
alt, da war von Penny-Gelände, Park- und Festplatz und Verkauf desselben an
ALDI usw überhaupt keine Rede. Dies wurde mir als Ortsvorsteher erst am 6. Juni
dieses Jahres mitgeteilt. Also mangelhafte Unterlagen, falsche Zahlen in dem
Einzelhandelsgutachten, das schon vom November 2014 stammte, dazu falsche
Abstimmungsabfolge.